Späthallstattzeitlicher Bronzekessel im Museum Tholey

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Vom verbeulten Blecheimer zum „Kessel des Miraculix"

Bisweilen kommt es vor, dass Aufsehen erregende Funde nicht mit einem Paukenschlag bekannt werden, sondern erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung an die Öffentlichkeit treten und ihre Bedeutung quasi häppchenweise preisgeben. So geschehen kürzlich mit einem prähistorischen Bronzekessel aus Theley.

Gefunden wurde er bereits vor mehreren Jahrzehnten von einem Privatmann bei Bauarbeiten in Theley. Er bewahrte die verbeulten Blechteile auf und übergab sie im Jahre 2006 anlässlich der Eröffnung des Museums Theulegium in Tholey dem Historischen Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes. Dort staunte man nicht schlecht, denn es war sofort klar, dass es sich um einen bedeutsamen prähistorischen Bronzekessel handelt.

Aufgrund der unsystematischen Bergung waren leider fast keine Begleitfunde erhalten. Im Trümmerschutt der Bronzeteile fanden sich lediglich Teile einer Fußzierfibel, die auf die Zeit um 500 v. Chr. datiert werden konnte und damit auch die Zeitstellung des Bronzekessels angibt.

Dank einer namhaften Spende der Eheleute Dr. M. und W. Hasler konnte der Verein schließlich die aufwändige Restaurierung in Angriff nehmen. Dabei musste die Oberfläche von der Korrosions- und Erdkruste behutsam gereinigt und die fehlenden Teile der Kesselwandung mit eingefärbtem Epoxidharz ergänzt werden . Das Ergebnis überraschte alle Beteiligten und kann nun seit Kurzem im Museum Theulegium bestaunt werden.

Auch wenn die wissenschaftliche Bearbeitung des Fundes noch aussteht lassen sich doch schon jetzt anhand von Vergleichsexemplaren einige Aussagen zu diesem bedeutsamen Stück machen.

Prunkgefäße wie der Bronzekessel aus Theley sind herausragende Beispiele prähistorischer Metallverarbeitungstechnik der späten Hallstatt- / frühen Latènezeit von 650 - 450 v. Chr. Sie wurden aus einem einzigen Bronzeblech getrieben und haben eine Wandungsstärke von lediglich 0,3 - 2 mm. Möglicherweise mussten sie von weither importiert werden, ähnlich wie die mehrfach in Deutschland gefundenen etruskischen Schnabelkannen aus dem heutigen Italien. Ein Produktionsort im Voralpenraum ist denkbar, aber auch eine spezialisierte lokale Werkstätte kann nicht ausgeschlossen werden.

Ihre genaue Funktion ist nicht überliefert. Wahrscheinlich dienten sie nicht unmittelbar zur Zubereitung von Speisen und Getränken, sondern wurden als repräsentative Schaugefäße zu besonderen Anlässen wie Festen oder religiösen Feierlichkeiten mit Flüssigkeiten wie z.B. alkoholischen Getränken gefüllt. Auch die Aufstellungsart auf einem Dreifuß oder einem ringförmigen Untersatz ist nicht bekannt. Vergleichbare Stücke haben am oberen Rand eine Verstärkung aus Eisen mit omegaförmigen Griffen, an denen der Kessel aufgehängt oder transportiert werden konnte.

Die wenigen erhaltenen Vergleichsbeispiele stammen aus Grablegen. Die Beigabe von so wertvollen Gefäßen spiegelte den Reichtum und die hohe soziale Stellung des Verstorbenen wider. Offenbar hatte sich bereits in der Frühzeit der Hunsrück-Eifel-Kultur in der Schaumbergregion eine Führungsschicht herausgebildet, die ihren Anspruch durch Anlegen von entsprechenden Prunkgräbern demonstrieren konnte.

Es sind im weiteren Rheinland aus der Zeit zwischen dem 6. und 4. Jh. v. Chr. lediglich acht weitere Kessel bekannt, die teilweise aber nur sehr bruchstückhaft erhalten sind. Der Theleyer Kessel gehört zu den am besten erhaltenen Exemplaren und ist im Saarland einzigartig. Er weist Parallelen zu dem Kessel von Wallscheid in der Eifel auf, hat mit einem Durchmesser von knapp 60cm und mit max. ca. 50 l jedoch ein deutlich größeres Fassungsvermögen. Ebenso wie der Kessel aus Niederweiler (Rhein-Hunsrück-Kreis) gehören sie zum älteren Typus aus der späten Hallstattzeit (D3).

Wie Abdrücke am Kesselboden erkennen lassen, wurde der Theleyer Kessel sorgsam auf einem Graspolster deponiert. Auf der Innenseite des Bodens sind Abdrücke eines fein gewebten Leinenstoffes erhalten, dessen Bedeutung jedoch unklar ist.

Der restaurierte Kessel und die Fibel sind seit Kurzem im Museum Theulegium am Marktplatz in Tholey zu besichtigen. Öffnungszeiten.


Literatur: Hans Nortmann, Ulrike Neuhäuser, Martin Schönfelder: „Das Frühlatènezeitliche Reitergrab von Wintrich, Kreis Bernkastel-Kues", Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, 51. Jahrgang 2004

 

Der restaurierte keltische Bronzekessel

Der restaurierte keltische Bronzekessel
Der restaurierte keltische Bronzekessel
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