Wie der Schaumberg entstand und Tholix auf die Welt und zu seinem Namen kam

Vor langer, langer Zeit, als Tholix noch nicht so hieß und ein ganz kleiner Wicht war, durfte er dabei sein, wie Gott die Welt erschuf. Bekanntlich brauchte der dafür sechs Tage, und am siebten Tag ruhte er sich aus.

An diesem Feiertag, just in seinem Mittagsschlaf, hatte der liebe Gott aber einen schrecklichen Albtraum. Es erschien ihm eine furchterregende Gestalt mit einem Ohr und langem weißem Bart, die finster dreinblickte und ihn mit grimmiger Stimme anraunzte: „Du hast den Schaumberg vergessen!“ Und auch der rabenschwarze Vogel auf seiner Schulter krächzte so markerschütternd „Du hast den Schaumberg vergessen!“, dass der liebe Gott schweißgebadet aufwachte. „Oh Gott, wir haben den Schaumberg vergessen!“ rief er den Himmlischen Heerscharen ganz aufgeregt zu. Die hörten sofort auf zu frohlocken und sämtliche Putten und Erzengel schauten betreten drein.

Nur der kleine junge Wicht, der beim lieben Gott gerade in die Lehre ging und der sich ständig mit dem Erzengel Michael zankte, machte sofort ein Liedchen daraus und trällerte: „Du hast den Schaumberg vergessen, Michael!“ (Die Melodie wurde viele Jahre später mit leicht verändertem Text ein Riesen-Hit von Nina Hagen.) Als der liebe Gott das hörte, knöpfte er sich den kleinen Burschen sofort vor und zog ihn an seinem Ohr von der Wolke herunter. „Was fällt dir eigentlich ein, du Bengel? Dich über die Schöpfungsgeschichte lustig zu machen! Zur Strafe wirst DU mir jetzt den Schaumberg bauen!

Und er verdonnerte ihn dazu, unten auf der Erde, dort wo die Mittagssonne gerade am schönsten hin schien, den Schaumberg zu bauen. Dazu musste der kleine Wicht ganz viele Erdkugeln formen, hart werden lassen und aufeinanderstapeln, so lange bis ein richtiger Berg daraus wurde, der schönste und höchste weit und breit.

Also setzte er sich hin und formte große und kleine Kugeln, eine nach der anderen, und türmte sie aufeinander. Jahr für Jahr schuftete er so und stapelte die Kugeln so hoch um sich, dass er bald wie in einer Höhle hauste. Dort bildete sich ein kleiner See, in dem er sich ab und zu die Finger waschen konnte, der legendäre Höhlensee.

Aber der kleine Wicht war ein schlaues und faules Kerlchen. Er überlegte sich einen Trick, wie er den Berg schneller fertigstellen konnte. Immer wenn der liebe Gott gerade nicht hinschaute, schlich er sich hinaus, nahm ein paar Kohlköpfe, beschmierte sie rundherum mit Lehm und legte sie zu den anderen Kugeln auf den Haufen. Diese Steine kann man noch heute erkennen, denn sie verwittern in vielen Schalen wie die Blätter eines Kohlkopfes und heißen im Volksmund auch entsprechend „Kappesköpp“.

Im Lauf der Zeit gesellte sich ein Freund zu ihm, ein kleiner schwarzer Rabe. Der leistete ihm Gesellschaft und versprach ihm auf ihn zu warten, bis er mit dem Schaumberg fertig sei.

Er musste aber ziemlich lange warten, und aus Langeweile flog er auch manchmal in der Gegend herum, legte ein Ei und brütete so lange darauf herum, bis es ganz platt gesessen und versteinert war. Diese Steine findet man noch heute manchmal und sie heißen Lebacher Eier.

Während der kleine Wicht tief im Berg saß und Steine formte, verging oben auf der Erde die Zeit. Es kamen die ersten Menschen und bald die nächsten, und die Tholeyon-Menschen verdrängten die Bohnetaler bis auf eine kleine abgelegene Gegend.

Diese ersten Menschen waren zugegebenermaßen noch nicht sehr gebildet, aber sie hatten auch keine Lust, in die Schule zu gehen. Sie überlegten sich, wie sie es trotzdem zu etwas bringen könnten, und beschlossen kurzerhand, einfach den „Stein der Weisen“ zu suchen.

Also liefen sie überall in der Gegend herum und gruben Löcher, um den „Stein der Weisen“ auszugraben. Die Steine, die sie fanden, waren aber nicht weise, noch nicht einmal weiß, sondern rot. Sie nannten sie daher Rötel und benutzten sie zum Malen und Färben und verkauften sie überall hin. Die Löcher, die sie dabei machten, findet man heute noch häufig in den Wäldern von Theley, Selbach und Oberthal.

Den „Stein der Weisen“ aber fanden sie nicht. Schließlich überlegten sie sich, dass sie vielleicht etwas bescheidener sein und statt eines Steines erst mal nur ein Steinchen suchen sollten.

Auf dieser Suche nach dem „Steinchen der Weisen“ kamen sie schließlich auch an den Schaumberg. Auf seiner Südseite liefen sie auf der Wiese herum und schauten überall danach. Schließlich rief einer ganz aufgeregt: „Do liegt's!“ Da kamen die übrigen schnell dazu gerannt und einer nach dem andern rief „Do liegt's!“ Und dann alle: „Do liegt's!“

Auf dem Boden sahen sie etwas Kleines Muschelartiges, das aus der Erde ragte. Sie wollten es aufheben, aber es war zu schwer, wie festgewachsen. Sie zerrten mit vereinten Kräften daran, und schließlich kam es mit einem Ruck als Ganzes heraus. Es war das Ohr des Zwerges gewesen, an dem sie gezogen hatten, und der stand nun insgesamt ziemlich verdutzt vor ihnen. Und weil einige immer noch riefen „Do liegt's!“ meinten die anderen, das sei sein Name und so nannten sie ihn kurzerhand Tholix.

„Sag mal“, fragten sie ihn, „wo sind wir hier eigentlich?“ „Am Schaumberg im Saarland natürlich!“ antwortete der. „Dann bist du ja sozusagen der erste Saarländer!“ „Klar!“ antwortete Tholix.

Und sie beschlossen, dass das gefeiert werden müsse. Sie machten flink ein Feuer, bauten ein Gestell auf und „überredeten“ die nächstbeste Wildsau, die vorbei kam, sich auf dem Rost zu wärmen. Dazu brauten sie ein Getränk aus Ur-Pilzen, das sie sich munter einflößten bis zum Umfallen.

Ohne es zu ahnen begründeten sie so eine Jahrtausende währende Tradition.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern und schwenken sie heute noch.

 

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